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Die Virtualisierung von OS/2 Warp Connect

In diesem Beitrag geht es um die Installation von IBM OS/2 Warp Connect innerhalb verbreiteter Virtualisierungslösungen. Genauer betrachtet werden hierbei Microsoft Virtual PC 2007 SP1 und VirtualBox 4.3. Die Anforderungen dieser Programme an das Wirtssystem gilt es natürlich zu beachten. So erfordert VirtualBox für virtuelle Maschinen mit 32-bit-OS/2-Gastsystemen zwingend die entsprechenden Prozessorerweiterungen für die Virtualisierung von Intel oder AMD. Im Detail sollen die herkömmlichen Installationsverfahren mittels physischer oder virtueller Datenträger, sowie die Methode zur einfachen Netzwerkinstallation, inspiziert werden.

Allgemeine Vorbereitungen

Da es sich bei OS/2 Warp Connect um ein Produkt aus dem Jahre 1995 handelt, sind die Systemanforderungen hinsichtlich der Ausstattung nicht besonders hoch. Bei der Erstellung eines neuen virtuellen OS/2-Rechners schlägt Virtual PC einen Arbeitsspeicher von 64 MB und eine Festplattengröße von 2048 MB vor. Diese Werte kann man meistens bedenkenlos übernehmen. Im Anschluß sollten bei Bedarf (noch möglicherweise erforderliche) serielle und parallele Schnittstellen hinzugefügt oder die Netzwerkeinstellungen angepaßt werden. Eine Beschränkung von Virtual PC ist die Nutzung von virtualisierten IDE-Einheiten, was in diesem Fall nur maximal 3 anschließbare Platteneinheiten erlauben würde.

Unter VirtualBox kann man direkt „OS/2 Warp“ als Gastsystem selektieren und mit den vorgeschlagenen 48 MB Arbeitspeicher und 1 GB Festplattengröße fortfahren. Hier würde ich jedoch andere Einstellungen empfehlen. Nichts spricht dagegen, den Speicher auch auf mindestens 64 MB zu erweitern und die Konfiguration von Festplatten und CD-ROM-Geräten etwas erträglicher zu gestalten. Deshalb sollte man besser den emulierten IDE-Controller komplett entfernen und durch einen virtuellen SCSI-Adapter vom Typ BusLogic ersetzten. Bei der Auswahl des virtuellen Netzwerkadapters muß man sich im Grunde nur zwischen den emulierten AMD PCnet/PCI oder Intel PRO/1000-Typen entscheiden.

Die Startreihenfolge sollte sich auf 1. Diskettenlaufwerk und 2. Festplatte beschränken, das CD-ROM-Laufwerk wird deshalb hierfür deaktiviert oder nachrangig gestellt.

Startdisketten und Diskettenabbilder

Die CD-ROM 1 von OS/2 Warp Connect enthält im Unterverzeichnis \DISKIMGS\OS2\35 bereits alle 3,5″-Diskettenabbilddateien für die Installation von CD-ROM und auch für eine reine Disketteninstallation, welche aber nur unter Virtual PC mit den bereits bestehenden Dateien erfolgen kann, da die Unterstützung des erweiterten Diskettenformats (XDF) in VirtualBox nicht enthalten ist. Dies ist kein Grund zur Beunruhigung, da die beiden Startdisketten jeweils im herkömmlichen DOS-Format vorliegen. Die Inhalte dieser Disketten befinden sich auf dem Datenträger unter \OS2IMAGE und werden vom Installationprogramm genutzt. Um es kurz zu machen, also einfach die Dateien DISK0.DSK und DISK1_CD.DSK verwenden oder bei Bedarf zwischenspeichern. Eine weitere Abbilddatei, welche die benötigten NDIS2-Treiber für die Netzwerkadapter enthält, nun ebenfalls zu erstellen, bringt im weiteren Verlauf einige Erleichterungen. Die hier bereitgestellte Archivdatei VM-NDIS2.zip beinhaltet bereits ein Abbild mit den notwendigen Treiberdateien.

Die Installation von CD-ROM

Das Diskettenabbild DISK0.DSK (oder alternativ die physische Startdiskette) muß als Diskette A: eingelegt sein, um der Vorgang zu beginnen. Ebenso solle die CD-ROM entweder als Abbild (ISO) oder unter Verwendung des physischen Hostlaufwerks bereitgestellt werden.

Da dieser Prozeß im beiliegenden Benutzerhandbuch hinreichend dargestellt wird, sollen nur die spezifischen Einstellungen für den Einsatz innerhalb einer virtuellen Umgebung betrachtet werden.

Der primäre Bildschirmadapter sollte auf VGA eingestellt werden. Die in den Gasterweiterungen enthaltenen Treiber benötigen GRADD, welches wiederum mindestens die Anwendung des Fixpaks 35 erfordert. Die Funktionalität von SVGA außerhalb des Präsentations-Managers ist dadurch nicht beeinträchtigt. Beispielsweise können DOS-Anwendungen mit entsprechender SVGA- oder VESA-Unterstützung auch bei höheren Auflösungen im Gesamtbildschirm genutzt werden. Das Multimedia-Gerät für die Tonwiedergabe ist auf Sound Blaster 16 zu setzen – die folgende Möglichkeit zur Parameteränderung sollte in den meisten Fällen nicht notwendig sein.

Die Netzwerkinstallation

Eine wirkliche Vereinfachung ist die Funktion zur Netzwerkinstallation. Hier reicht bereits eine geeignete netzwerkfähige OS/2-Maschine, welche wiederum auch virtuell sein darf, im gleichen Netzwerksegment vollkommen aus. Die auf der CD-ROM enthaltene Prozedur INSTALL.CMD startet den Vorgang bei dem zwei angepaßte Startdisketten für die ferne Installation erstellt werden können. Bei einem bereits eingerichteten Warp Connect entfällt das Kopieren des Installationsprogramms in das Unterverzeichnis \GRPWARE. Sollte ein Bedarf nach weiteren Versionen von OS/2 Warp Connect in anderen Landesprachen bestehen, kann der zu erstellende Verzeichnisname auch geändert werden.

Der auf den Disketten eingesetzte NetBIOS-Requester ist als installierbares Dateisystem SRVIFS.IFS realisiert und nutzt den vorgegebenen Laufwerksbuchstaben Z:.

Die Konfiguration der VM für das zu installierende Gastsystem muß natürlich den entsprechenden Netzwerkadaptertyp umfassen. Sinnvollerweise würde man die virtuelle Maschine ohne CD-ROM konfigurieren, wobei natürlich ein CD-Laufwerk auch weiterhin enthalten sein darf. Dazu sollten die Ausführungen weiter unten beachtet werden, um spätere unerwünschte Probleme zu vermeiden.

Die entscheidenden Vorteile in Kürze zusammengefaßt sind: die Integration der Netzwerkadaptertreiber, und daher keine Aufforderung zur entsprechenden Wahl in der Netzwerkinstallationsphase, sowie die Möglichkeit direkt manuell Anpassungen innerhalb der Datei CONFIG.SYS vornehmen zu können.

Widrigkeiten

Einige reproduzierbare Probleme, welche unter VirtualBox auftreten, sollen nicht verschwiegen werden:

  • Wegen eines NetBIOS-Fehlers kann es zu einem Stillstand in der 1. Installationsphase kommen. Nach einem erforderlichen Neustart kann ein erneutes Formatieren der Installationspartition die langwierige Ausführung von CHKDSK ersparen.
  • Treten diese NetBIOS-Fehler gegen Ende in der 2. (grafischen) Phase auf, ist ebenfalls ein Neustart erforderlich, CHKDSK wird dabei automatisch ausgeführt. Die weitere Installation kann fortgesetzt werden, dabei bleiben die schon getätigten Angaben für die Netzwerkeinrichtung erhalten.
  • Enthält die zu installierende Maschine kein CD-Laufwerk bleibt die Multimedia-Komponente im Anschluß ohne funktionierende Audiounterstützung. Wird diese Unterstützung benötigt, sollte zumindest für die Dauer der Installation ein (eigentlich nicht benötigtes) CD-Laufwerk hinzugefügt werden. Oder man verschiebt die Installation der Multimedia-Einrichtungen auf einen späteren Zeitpunkt.
  • Besonders kritisch ist hingegen ein unerwarteter Abbruch während der MPTS-Installation. Dieser erfordert den größten Einsatz, da nun ein gesonderter CHKDSK-Einsatz nötig wird und erst anschließend mit der Auswahl „Nur Netzwerkprodukte installieren“ von den Installationsdisketten für die Ferninstallation fortgesetzt werden sollte.
    Ein kleiner Tip: Man kann CHKDSK C: /F entspechend im Unterverzeichnis Z:\OS2IMAGE\DISK_2 aufrufen und dann auch gleich noch einige temporäre Ordner, sowie die nur teilweise kopierten Ordner (in diesem Fall \IBMCOM, \MPTN) von der Installationspartition löschen.
  • Eine besonders langsame Bilddarstellung in der OS/2-Fenster Befehlszeile ist bei Verwendung des VGA-Treibers unter allen OS/2 Versionen ab 2.0 zu beobachten.

Anmerkungen

Die vorgestellten Vorgehensweisen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Gewisse Aspekte sind übertragbar auf spätere OS/2-Produktvarianten. Einige Methoden zur besseren Automatisierung des Installationsprozesses bleiben hier unerwähnt. Informationen, welche bereits in der mitgelieferten Produktdokumentation enthalten sind, sollten in diesem Zusammenhang zusätzlich beachtet werden. Weiterhin sind ausreichende Kenntnisse über die Verwendung und Erstellung von Diskettenabbilddateien unter den unterschiedlichen Wirtssystemen als bekannt oder vorausgesetzt zu betrachten.

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